29.06.2023HR & New Work4 Min. Lesezeit

Mitarbeitermotivation verstehen und steigern

Die Mitarbeitermotivation hat zusammen mit der Zufriedenheit im Team maßgeblichen Einfluss auf die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitenden und ist somit auch einer der stärksten Hebel für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Doch die Realität sieht anders aus: Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer:innen in Deutschland fühlen sich nur schwach an Ihr Unternehmen gebunden, haben oftmals sogar innerlich bereits gekündigt und verursachen auf diese Weise Kosten von schätzungsweise 118,4 Milliarden Euro pro Jahr. In diesem Beitrag lernen Sie, wie und auf welchen Ebenen Motivation funktioniert und erhalten Tipps wie Sie diese nachhaltig steigern können.

Team motiviert sich mit Motivationsgruß

Mitarbeitermotivation – was ist das eigentlich?

Wer im Jahr 2018 arbeitsfähig geworden ist – das 15. Lebensjahr vollendet hat – muss ab diesem Zeitpunkt durchschnittlich 38,7 Jahre arbeiten. Zusammen mit Schlafen verbringen wir die meiste Zeit des Tages mit Arbeiten. Spaß an der Arbeit zu haben, Erfüllung im Job zu finden, sich weiterzuentwickeln und Anerkennung in seiner Position sowie im Team zu erfahren – das sind wohl die zentralen Wünsche von Mitarbeiter:innen und unter anderem typische Beschreibungen für den so oft betitelten „Traumjob“. Sind die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen erfüllt, wirkt sich dies in hohem Maße positiv auf deren Motivation aus.

Betrachten wir für ein besseres Verständnis daher zunächst, was unter Motivation zu verstehen ist.

Extrinsische Motivation

Zur sogenannten extrinsischen Motivation (lateinisch extrinsecus = von außen), also der durch äußere Einflüsse gesteuerten Motivation von Mitarbeiter:innen, tragen unter anderem folgende Faktoren bei:

  • Ein attraktives Gehalt sowie die Chance auf Gehaltserhöhungen
  • Regelmäßige Anerkennung und Wertschätzung im Job durch Kolleg:innen und Führungskräfte sowie das Gefühl der Zugehörigkeit
  • Coporate Benefits, besondere Rabatte, etc.
  • Wertschätzender und offener Führungsstil und konstruktiver Umgang mit Kritik

Intrinsische Motivation

Die intrinsische Motivation entsteht demgegenüber aus sich selbst heraus. Mitarbeiter:innen spüren eine hohe Motivation aus sich selbst heraus, was zu einer entsprechend hohen Arbeitsleistung führt. Manche Menschen erleben dieses oftmals als „Flow“ beschriebene Gefühl im Beruf, etwa wenn sie programmieren oder Konzepte schreiben, sowie im sportlichen Umfeld oder bei der Ausübung ihres Hobbys. Diese Art der Motivation ist unabhängig von äußeren Einflüssen wie z.B. Geld und kommt dem Konzept der Selbstverwirklichung sehr nahe.

Intrinsische Motivation kommt etwa zustande, wenn:

  • Menschen eine Sinnhaftigkeit in ihrem Handeln erkennen
  • Die Tätigkeit sich gut anfühlt und Spaß macht und sich Mitarbeitende auch durch eine wertschätzende Führung wohl fühlen
  • Sich eine Herausforderung ergibt, die allerdings lösbar ist
  • Beschäftigte mit Spaß ihre eigenen Kompetenzen erweitern
  • Mitarbeiter:innen die eigenen Fähigkeiten und die eigene Schaffenskraft erleben

Welche (wirtschaftliche) Rolle spielt Mitarbeitermotivation?

Warum Unternehmen daran gelegen sein sollte, eine hohe Motivation bei den Mitarbeiter:innen zu wecken, liegt auf der Hand. Motivierte Mitarbeiter:innen sind gerne im Unternehmen tätig, arbeiten leistungsfähiger und kreativer an Lösungen, anstatt Themen nur abzuarbeiten, sie ziehen an einem Strang, fühlen sich auch von Vorgesetzten wahrgenommen und sind allgemein zufriedener.

Wie wir bereits anhand der jährlichen Umsatzeinbußen im dreistelligen Milliardenbereich gesehen haben, entstehen erhebliche wirtschaftliche Folgen, wenn Menschen sich nicht für ihren Job motivieren lassen und innerlich oftmals schon gekündigt haben. Schwer zu beziffern bis unbezahlbar ist gar die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte. Mit ihnen verlassen spezifisches Wissen um Prozesse, Stärken und Schwächen das Unternehmen und kommen vermutlich sogar Konkurrenten zugute. Aufwendige Prozesse wie etwa das Recruiting und Eingliedern von Nachfolgern verursachen Kosten in Höhe von schätzungsweise bis zu 90 Prozent eines Jahresgehaltes.

Wie lässt sich Mitarbeitermotivation messen?

Mitarbeitermotivation können Sie als Arbeitgeber:in entweder direkt messen, z. B. durch Mitarbeiterbefragungen, regelmäßige Feedbackrunden oder ähnliches. Oder aber Sie messen die Motivation Ihrer Mitarbeiter:innen indirekt auf Basis anderer Faktoren wie Kündigungsrate, Fehlzeiten, Ergebnissen und anderen Kennzahlen.

So verbessern Sie die Motivation Ihrer Mitarbeitenden

Die Motivation und das Engagement Ihrer Mitarbeiter:innen lässt sich nicht von heute auf morgen erhöhen. Vielmehr tragen einige grundlegende Faktoren und Voraussetzungen dazu bei, wie:

  • auf Augenhöhe handelnde:r Arbeitgeber:in, welches Arbeitnehmer:innen Lob, Anerkennung aber auch Anreize entgegenbringt und jederzeit Raum für Feedback bietet
  • geschultes HR-Personal, das passende Kandidat:innen auswählt und von den ersten Gesprächen bis hin zum Onboarding bereits eine hohe Bindung schafft
  • das richtige Umfeld, das durch Arbeitgeber:innen geschaffen wird und durch das richtige Branding eine positive und wertschätzende Unternehmenskultur bietet

Grundsätzlich stehen Ihnen drei Möglichkeiten zur Steigerung der Mitarbeitermotivation zur Verfügung – Materielle, Immaterielle und sogenannte Hybride Maßnahmen.

Mitarbeitermotivation mit materiellen Möglichkeiten steigern

Materielle Maßnahmen stehen in Zusammenhang mit der extrinsischen Motivation. Dazu zählen unter anderem:

  • Gehalt, Bonuszahlungen und Rente
  • Berufsunfähigkeitsversicherung und Hinterbliebenenversicherung
  • Firmenwagen, Fahrrad-Leasing, Jobticket, etc.
  • Unternehmensanteile
  • Andere finanzielle Zusatzleistungen, Gutscheine und Bezuschussungen

Das Problem: Materielle Maßnahmen sind nicht nachhaltig. Zwar lassen sich Mitarbeiter:innen kurzeitig motivieren, wenn sie ein höheres Gehalt bekommen, doch stellt sich mit der Zeit auch ein Gewöhnungseffekt ein und der Motivationsschub ist nur von kurzer Dauer. Ausschließlich extrinsisch motivierte Arbeitnehmer:innen werden mit Sicherheit irgendwann den Betrieb verlassen.

Immaterielle Maßnahmen zur Steigerung der Mitarbeitermotivation

Immaterielle Maßnahmen sind mit der intrinsischen Motivation verknüpft. Auch wenn sich diese nur schwer messen lässt – bietet ein hohes Maß an intrinsischer Motivation ideale Voraussetzungen für langfristig motivierte und zufriedene Mitarbeiter:innen. Folgende Faktoren sprechen für eine hohe intrinsische Motivation:

  • Hohe Mitarbeiterzufriedenheit in Bezug auf Gehalt, Arbeitsplatz und Anerkennung
  • Freie Entfaltung durch eine motivierende und befähigende Führung und ideale Ausstattung
  • Individuelles Wachstum der Mitarbeiter:innen durch Mentoring und Fortbildung. Empfinden sie ihre Arbeit als sinnstiftend?
  • Positive Teamkultur: Hohes Maß an gegenseitiger Unterstützung, Wertschätzung sowie offenem Feedback und Lob im Team und zwischen Mitarbeitenden und Management
  • Gemeinsame Ziele und Werte sowie Bekennung zum Arbeitgeber seitens der Mitarbeiter:innen – auch in Krisenzeiten
  • Sicherheitsgefühl und Work-Life-Balance

Intrinsisch motivierte Mitarbeiter bringen sich langfristig im Unternehmen ein. Sie spüren eine emotionale Verbundenheit zum Betrieb. Das Management muss großes Fingerspitzengefühl zeigen, um Beschäftigte intrinsisch zu motivieren und dafür im ständigen Dialog mit den Mitarbeitenden sein, um eine emotionale Bindung aufzubauen.

Hybride Maßnahmen zur Steigerung der Mitarbeitermotivation

Hybride Maßnahmen wirken sich als Mischform auf die extrinsische und intrinsische Motivation aus. Zu diesen zählen etwa:

  • Freizeit- und Sportangebote sowie Betriebsausflüge und Wellnessangebote
  • Fortbildungen
  • Obstangebot im Büro sowie gesunde Speisen in der Kantine
  • Regelungen für mobiles Arbeiten und flexible Arbeitszeiten

Branchenspezifische Beispiele für Mitarbeitermotivation

Unterschiedlichen Branchen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen von Arbeitgeber:innen, um die Mitarbeitermotivation zu steigern. So können sich etwa in der Pflegebranche, in der ohnehin Faktoren wie Fachkräftemangel und emotionaler Druck vorherrschen, zusätzlicher Zeitdruck, schlechte Arbeitsbedingungen und unrealistische Erwartungen negativ auf die Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitenden auswirken. Wertschätzung und eine offene und transparente Führung und Kommunikation, die von regelmäßigem Lob und Feedback geprägt sind, sind wesentliche Hebel, auch in der Pflege Mitarbeiter:innen nachhaltig zu motivieren und ihnen ein positives Umfeld zu schaffen.

Auch in technischen bzw. produzierenden Unternehmen wird es zur Herausforderung, Mitarbeitende nachhaltig zu motivieren. Die kommunikative Kluft zwischen operativen Mitarbeiter:innen, die meist noch nicht einmal über eine eigene E-Mail-Adresse verfügen, und Beschäftigten am Schreibtisch wird durch fehlende Wertschätzung und eine schlechte Kommunikation noch intensiviert. Zuhören, offenes Feedback, Lob sowie eine durchdachte interne Kommunikationsstrategie mit den richtigen modernen Tools, bpsw. einer Mitarbeiter-App, tragen auch in dieser heterogenen Branche in hohem Maß dazu bei, Mitarbeiter:innen zu motivieren.

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